Unser Konzept
Innerhalb der Wohngruppen versuchen wir bestmöglich zu individualisieren, also je nach Fähigkeiten und Interessen des einzelnen Nutzers z.B. zu Stadtbummeln zu verselbständigen, zu Konzerten zu begleiten oder Fahrrad fahren zu ermöglichen usw. In der Freizeitgestaltung ist die Gruppe weitgehend autonom und orientiert sich größtenteils nach außen (z.B. Besuche von Kino, Café, Freizeitpark oder eines Fußballstadions). Dazu ist ein hohes Maß an Mobilität vonnöten, denn nur mit Aktivität in normalen Sozialräumen können wir unseren Auftrag der gesellschaftlichen Teilhabe wirklich umsetzen. Nur wenige projektbezogene Freizeitmaßnahmen finden für das gesamte Wohnen in den hier zur Verfügung stehenden Räumen statt, wie z.B. die Theaterprobe oder die Angebote der Künstlergruppe "KullerArt".
Wir halten für jede Wohngemeinschaft mindestens ein festes Fahrzeug vor, an den Wochenenden ergänzen wir unseren Fuhrpark schon seit Jahren mit Fahrzeugen aus den Werkstätten. So ist jede Wohngemeinschaft in der Regel mobil und autonom im Alltag, die Ausgestaltung richtet sich nach den individuellen Anliegen der Nutzer. Angebote oder Einkäufe können so individuell erfolgen, Essenszeiten sind nicht stur vorgegeben und werden bedarfsweise angepasst.
Die hohe Mobilität setzen die Wohngruppen auch im Rahmen jährlichen Urlaubsfahrten um, jedes Mitglied der Wohngruppe, das den Wunsch nach einer Urlaubsfahrt äußert, erhält in der Regel auch ein Urlaubsangebot. Die meisten Wohngruppen einigen sich auf eine gemeinsame einwöchige Urlaubsfahrt, mit steigendem Unterstützungsbedarf muss erfahrungsgemäß aber auch mehr individualisiert werden.
Bei unserem Personal legen wir großen Wert auf Fachlichkeit und Kontinuität, denn stetige professionelle Begleitung schafft Sicherheit, eine der wichtigsten Grundlagen einer tragfähigen Beziehungsarbeit. Dies spüren die von uns unterstützten Menschen, dieses Vertrauen bildet die Basis für Aktivität und Teilhabe. In jeder Wohngruppe arbeiten abwechselnd zwei Teams jeweils eine Woche zusammen. Dadurch können alle Abläufe innerhalb einer Woche ohne Übergabeverluste harmonisiert werden, die Mitglieder der Wohngruppe haben durchweg feste Ansprechpartner, was sie vor allem emotional deutlich stabilisiert. Ihre Wünsche und Anliegen können jederzeit nachhaltig besprochen und in der Regel auch innerhalb dieser Woche umgesetzt werden. Nur jeweils freitags müssen sie sich dann auf das andere Team einstellen, das ihnen dann in der kommenden Woche zur Seite steht. Durch diese Regelmäßigkeit über Jahre und ein ausgeklügeltes Vertretungssystem stehen den Bewohnern ganzjährig vertraute Unterstützer zur Seite.
Quasi als Nebenprodukt ist ein mitarbeiterfreundliches Arbeitszeitmodell entstanden, denn unsere MitarbeiterInnen arbeiten selbstorganisiert in den beschriebenen festen Teams. Dies bringt einige Vorteile mit sich, denn jedem/er Mitarbeiter/in ist im Voraus bekannt, wie das gesamte Jahr über die Dienstzeiten liegen. Vor allem in Wohnbereichen ist die Erledigung der Aufgaben besser über den Tag verteilt und es gibt weniger Stresssituationen und Zeitdruck. Die Entlohnung über den Tarif der AVR Caritas halten wir für fair und angemessen. Unser Personal dankt uns dies über eine Fluktuation, die gegen null geht.
Gestaltung des Tages (GdT)
Arbeit ist wichtig und leitend. Die von uns begleiteten Personen arbeiten in der Werkstatt für behinderte Menschen ("WfBM") an den Standorten Fulda und Haselstein.
Doch was ist mit den Menschen, die nicht oder im Hinblick auf die Zukunft nicht mehr die WfbM besuchen können? So ergibt sich für uns die Aufgabe, diesen Lebensraum zu ersetzen und die Nutzer in einen neuen und ihrer Einschränkung angemessenen Lebensbereich zu integrieren.
Somit werden seit 1995 Angebote zur Gestaltung des Tages (kurz: GdT) im Wohnen für die betreffenden Personen organisiert. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Absicherung der Lebensqualität der von uns begleiteten Menschen. Der GdT kommt bei der gesellschaftlichen Teilhabe und der sinnvollen Tagesgestaltung große Bedeutung zu, denn auch für Menschen mit mehrfachen und komplexeren Beeinträchtigungen ist dieser zweite Lebensbereich wichtig, hier erfahren sie Bestätigung und Sinnhaftigkeit. Die tagesbetreuenden Maßnahmen sind somit die strukturelle Antwort auf die Befriedigung eines Hilfebedarfes, die der erste Lebenbereich - das Wohnen - nicht in vollem Umfang leisten kann.
Im Caritas-Wohnen findet die Tagesbetreuung an zwei verschiedenen Standorten statt, in der St.-Vinzenz-Straße und in der Ratgarstraße. Dabei erhalten unsere BewohnerInnen ein eigenständiges Angebot, welches unabhängig von den Wohngruppen agiert, es werden eigenständige Teams eingesetzt. Die Tagesbetreuung bietet einen sinnvollen Wechsel zwischen "Wohnen" und "Arbeiten". Gleichzeitig beinhaltet sie eine erlebnisorientierte Struktur, die sich vom Wohnen eindeutig abgrenzt und sich gleichzeitig am Tages-, Wochen- und Jahreslauf orientiert. Aufgrund der strikten Trennung von Wohnen und der Tagesstruktur ist eine Kontrollfunktion durch tägliche Übergaben gegeben. Hierdurch kann sichergestellt werden, dass eventuell auftretende Fehlentwicklungen frühzeitig differenziert wahrgenommen werden können.