Fulda (cif). Im Frühjahr 2021 - mitten während der Corona-Pandemie und dadurch weitgehend von der Öffentlichkeit unbemerkt - eröffnete in der St.-Vinzenz-Straße am Fuldaer Neuenberg eine ganz besondere, neue Caritas-Einrichtung: Das Caritas-Wohnpflegeheim St. Lucia sollte als Altenpflegestätte speziell für ältere Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen senioren- und pflegegerechten Wohnraum bieten. Das Besondere: Zur Erstellung und Verwirklichung des Konzeptes arbeiteten innerhalb der Caritas die Altenhilfe und die Eingliederungshilfe eng zusammen. Auch für die zuständigen und eingebundenen Behörden und Kassen als Projektbegleiter und Zuschussgeber war die sich auf diese Weise ergebende Kooperation völlig neu.
"Üblicherweise sind Altenpflege und Eingliederungshilfe, also die Betreuung von Menschen mit Behinderung, zwei getrennte Arbeitsfelder", erläutert Caritas-Altenhilfe-Referent Oliver Krah, der das Projekt "St. Lucia" für die Caritas fachlich und organisatorisch mitbetreut hat. Jetzt, nach dreieinhalb Jahren Regelbetrieb der besonderen Senioreneinrichtung, sitzt er für einen Austausch zur fachlichen Begleitung des Hauses St. Lucia mit dem Wohnbereichsleiter Manuel Göbel sowie mit der Eingliederungshilfe-Referentin Daniela Schiffer zusammen. "Es war in mehrfacher Hinsicht zur Verwirklichung der Idee vor allem erst einmal nötig, diese fachlichen Gräben zu überwinden und Überzeugungsarbeit zu leisten".
Stationäre Altenpflege finanziert sich aus Eigenanteilen der betroffenen Menschen - ggfs. unter Hinzunahme von Sozialhilfe - und aus den Pflegekassen. Für die Eingliederungshilfe ist in Hessen der Landeswohlfahrtsverband zuständig. Die Menschen mit Behinderung erhalten je nach individuellem Bedarf fachliche Unterstützung, z.B. durch die Begleitung in der eigenen Häuslichkeit, in einem tagesstrukturierenden Angebot oder in einer Wohngruppe.
Frühzeitig erkannte die Caritas-Eingliederungshilfe unter Ressortleiter Markus Reiter aber, dass es immer mehr Menschen mit Behinderungen gibt, die auf Grund ihres Lebensalters auch alterstypische Einschränkungen erfahren. Eine Betreuung zu Hause oder in den Wohneinrichtungen ist für viele Betroffene auf Grund der notwendigen Alterspflegemaßnahmen dann nicht mehr zu gewährleisten. Denn die Betreuungsteams in den Wohneinrichtungen bestehen vor allem aus pädagogischen Kräften - da geht es um Alltagsbegleitung und weniger um Körper- oder gar Krankenpflege. "Damit kommen wir auch schon auf das Besondere im Konzept des Wohnpflegeheims St. Lucia zu sprechen", erläutert Referentin Schiffer. "Hier im St. Lucia bestehen die Teams sowohl aus pädagogischen Kräften wie auch aus Pflegepersonal. So sind die Bewohner rundum versorgt: als alte Menschen gleichermaßen wie auch im Rahmen ihrer besonderen Bedürfnisse auf Grund ihrer geistigen und körperlichen Behinderungen."
Der Bedarf an Plätzen im Wohnpflegeheim St. Lucia ist groß, zumal die Einrichtung in dieser Form zumindest hessenweit wohl noch einmalig ist. "Wir haben damit echtes Neuland betreten", erläutert Manuel Göbel, der neben seiner Funktion als Wohnbereichsleiter auch als stellvertretender Heim- und Pflegedienstleiter einen besonders umfassenden Einblick in die gesamte Einrichtung hat. "Aber das Konzept hat sich wirklich bewährt. Die Bewohner fühlen sich wohl, ihre Angehörigen kommen gerne hierher und nehmen Anteil am Heimalltagsleben, das wir möglichst lebendig und offen gestalten. Da sind auch ehrenamtliche Kräfte eingebunden, die unsere professionellen Teams unterstützen."
Insgesamt funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den Ressorts Altenhilfe und Eingliederungshilfe in Bezug auf die Betreuung der Einrichtung St. Lucia inzwischen reibungslos. "Wir leisten damit auch eine Art Pilot-Arbeit", denn die Menschen werden alle älter, und voraussichtlich wird also der Bedarf an derartigen Betreuungsplätzen für Senioren mit Behinderungen weiter steigen", resümiert Oliver Krah.
Auch das Resümee aus der Caritas-Verbandsspitze ist äußerst positiv. "Es war eine gute Entscheidung, als vor zehn Jahren - 2014 - der Beschluss bei der Caritas fiel, ein solches Spezial-Pflegeheim zu konzipieren und aufzubauen", erläutern Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch und Finanzvorstand Ansgar Erb. "Die Einrichtung ist inzwischen eine anerkannte Adresse, wenn es um altersgerechte Betreuung für Senioren mit Behinderung geht. Wir werden schauen, inwieweit wir dieses neue ressortübergreifende Arbeitsfeld weiter entwickeln können."
Infos zu fachlichen Fragen und zum Konzept der beschriebenen Einrichtung St. Lucia: Caritas-Ressort Altenhilfe, Oliver Krah, Tel. 0661 2428-280, E-Mail oliver.krah@caritas-fulda.de. Kontakt direkt zum Wohnpflegeheim St. Lucia: Tel. 0661 24279490, E-Mail st.lucia@caritas-fulda.de.