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Interview Roboter Pepper

"Nie als Lösung für den Pflegenotstand gedacht"

[Apr. 2024] - Seit mehreren Jahren erforscht ein Team der Uni Siegen den Einsatz von sozialen Robotern in der Pflege. Untersucht werden auch die Effekte für die Betroffenen. Der Wissenschaftler Felix Carros erklärt, warum der Roboter Pepper den Durchbruch bis heute nicht geschafft hat.

Sanft lächelnder Mann mit 3-Tage-Bart (Foto in schwarz-weiß)Felix Carros arbeitet an der Universität Siegen sowie am Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT). Er beschäftigt sich mit der Sozioinformatik und entwickelt und evaluiert gemeinsam mit der Praxis digitale Technologien.Foto: Privat

Caritas in NRW Der Hype um Pepper aus den Jahren 2016 bis 2018 scheint etwas verflogen zu sein - warum hat sich Pepper nicht durchsetzen können?

Felix Carros: Der Hype war überzogen. Pepper war damals ein interessantes neues Gerät, das zu einem erschwinglichen Preis - gemessen an der Robotik - zur Verfügung stand. Hinzu kam, dass das Thema des Pflegenotstands besonders im Fokus stand. Die Vorstellung, dass Pepper die Lösung für den Pflegenotstand ist, war von vornherein falsch. Pepper ist eher dafür gedacht, das Leben im Pflegeheim zu bereichern, er kann aber keinen Menschen ersetzen.

Caritas in NRW: Welche Aufgaben kann Pepper denn wirklich übernehmen?

Felix Carros: Pepper ist ein Roboter für den kommunikativen und interaktiven Einsatz. Er kann keine Dinge von A nach B bringen. Für den Sozialen Dienst kann der Roboter eine Assistenz sein, am besten funktioniert er gemeinsam mit einer moderierenden Person.

Caritas in NRW: Wovon hängt es ab, ob Pepper in einer Einrichtung zum Erfolg wird?

Felix Carros: Es geht um Freiwilligkeit und partizipative Entwicklung. Wir beobachten, dass manche Mitarbeitende den Roboter nutzen und andere eben nicht. Man kann niemanden verpflichten, mit Pepper zu arbeiten. Das gilt auch für Bewohnerinnen und Bewohner. Eine Anpassung der Programme von Pepper auf das spezifische Pflegeheim ist sehr hilfreich.

Der Pflegeroboter Pepper mit einem Monitor auf der BrustDer Roboter PepperFoto: Markus Harmann

Caritas in NRW: Gibt es inzwischen andere Robotik-Systeme, die vielversprechender sind als Pepper?

Felix Carros: Es gibt viele interessante Systeme, die aber alle etwas andere Use-Cases haben. AIBO von Sony ist interessant, wird aber komplett anders eingesetzt und ist eher wie ein Haustier zu sehen. TEMI ist eher dafür da, Personen von A nach B zu bringen. Roboter sind nie Alleskönner, es wäre sinnvoll, Roboter mit verschiedenen Funktionen zu verbinden - der eine übernimmt die Kommunikation, der andere den Transport.

Caritas in NRW: Welche Möglichkeiten ergeben sich durch Künstliche Intelligenz?

Felix Carros: Gerade für die Mensch-Roboter-Kommunikation ist KI interessant und schafft ganz neue Möglichkeiten. Wir haben es immer wieder erlebt, dass Bewohnerinnen und Bewohner versucht haben, mit dem Roboter zu sprechen, und enttäuscht wurden, weil der Roboter nur simple Antworten gegeben hat. Mit der KI sind nun auch komplexe, sogar philosophische Gespräche möglich. Aber es kommen dadurch auch neue Herausforderungen. Wir müssen uns um den Datenschutz Gedanken machen und wie damit umgegangen wird, dass die KI zwar spricht, aber nicht unbedingt immer die Wahrheit sagt. Auch die emotionale Ebene ist wichtig: Was macht dies mit den Bewohnenden, wenn sie mit dem Roboter lange Gespräche führen können?

Das Interview führte Markus Harmann.



Weitere Beiträge zum Thema "Altenhilfe und -pflege" finden Sie in unserem Themendossier.

Autor/in:

  • Markus Harmann
  • Felix Carros
Quelle: caritas-nrw.de

Weitere Informationen zum Thema

Links

Caritas in NRW Roboter im Altenheim

Wann kommt der Durchbruch für Entertainer Pepper?

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