Damit wirklich auch alle "mitreden" können
Fulda (cif). Einmal monatlich tritt das "Team Unterstützte Kommunikation (UK)" unter Leitung von Daniel Druschel zusammen, um über Themen und Ideen zur Kommunikation der Menschen mit und ohne Behinderung untereinander zu beraten und dazu neue innovative Ideen zu entwickeln. In diesem Gremium kommen Mitarbeitende aus ganz verschiedenen Arbeitsfeldern der Caritas-Eingliederungshilfe zusammen. Daniel Druschel etwa ist normalerweise im Bereich "Begleitetes Wohnen" tätig, mit dem die Caritas es Menschen mit Hilfebedarf ermöglicht, ganz regulär in einer Wohnung zu leben und immer dann auf Hilfe zuzugreifen, wenn es nötig ist. Heute sitzt Druschel mit seiner Kollegin Carolin Perez Lopez-Cepero zusammen; sie wollen nochmals das neue wort.los-Produkt prüfen, bevor es dann gedruckt wird - ein Erste-Hilfe-Plakat in Gebärdensprache.
Mit "Gebärdenplakaten" haben wir vor Jahren angefangen", berichtet Daniel Druschel. "Das interessiert viele Leute bei uns, und sie können ja auch mitmachen, denn die nötigen Gebärden für die Fotos werden von unseren Klienten und von Caritas-Mitarbeitern selbst dargestellt!" Auf diese Weise entstand das "Vater unser" als Gebärdenplakat, und es gab eines über die verschiedenen Gefühle, die ein Mensch haben kann: Zorn, Freude, Liebe, Zuneigung, Abneigung… "Für die Plakate haben wir extra eine neue Marke ‚wort.los‘ eingeführt", erläutert Carolin Perez. "Unter diesem Namen haben wir beispielsweise auch schon mal einen Gedichtwettbewerb mit unseren Klienten durchgeführt. Jetzt beim Plakat-Thema ‚Erste Hilfe‘ war es besonders schwierig, erst einmal geeignete Gebärden auszuwählen, um das Wesentliche verständlich darzustellen."
Gebärdensprache und Gebärden "lesen" spielt eine wichtige Rolle im Bereich der Eingliederungshilfe und ergänzt das Sprechen und Hören wesentlich. Doch viele Menschen mit Behinderung haben ganz individuelle Formen des Kommunizierens entwickelt, oft Mischformen - sie sprechen "mit Händen und Füßen". Für die Caritas-Mitarbeitenden ist es wichtig, mit allen ihren Klienten eine Form der Kommunikation zu finden, sodass es keine Missverständnisse gibt und sich der jeweilige Mensch mit Behinderung im wahrsten Sinne des Wortes gehört fühlt.
"Wir sprechen auch deshalb von unterstützter Kommunikation, weil wir immer gemeinsam
solch einen Kommunikationsweg suchen und entwickeln, und das kann dann in jedem
Einzelfall anders aussehen", erläutert Daniel Druschel.
Ein großes Projekt zusammen mit der Hochschule Fulda ist gerade auch in der Entwicklung:
Studenten des Studienganges "Soziale Arbeit" entwickeln für die Menschen mit Behinderung
eine "Projektwerkstatt": Einmal wöchentlich werden jeweils 20 Menschen aus der
Eingliederungshilfe im kommenden Sommersemester und im nachfolgenden Wintersemester
wöchentlich drei Stunden in Seminarräumen der Hochschule zusammenkommen. Die Klienten
selbst dürfen Themenvorschläge für die einzelnen Workshops einreichen - Interesse besteht
zum Beispiel an einer Schulung, um erfolgreiche Bewerbungen zu verfassen, am Umgang mit
digitalen Medien und Geräten sowie am Vertiefen der Fähigkeiten im Lesen, Schreiben und
Rechnen.
Fünf Mitglieder des UK-Teams und zwei Klienten der Caritas-Werkstätten, die mit dem UK-Team
zusammenarbeiten: Jeder und jede macht die Gebärde, die wahlweise den Anfangsbuchstaben des
jeweiligen Vor- oder Nachnamens darstellt. (v.l.) Vanessa Hohmann, Daniel Druschel, Carolin Perez,
Carolin Will, Michael Hosenfeld, vorne: Carina Plewnia und Mario Gerth.
"Wir finden es großartig, dass dieses Projekt zustande kommt", erläutert Daniel Druschel. "Die
beteiligten Studenten im Fachbereich Sozialwesen können sich mit der Gestaltung dieser
Projektwerkstatt erproben, und unsere Betreuten freuen sich sehr über das Angebot auf dem
Hochschulcampus. Schauen wir mal, was noch für neue Ideen unter dem Aspekt einer
unterstützten Kommunikation entstehen werden..."